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 Fall #1

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Jesse Anderson

Jesse Anderson


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Fall #1                                  Empty
BeitragThema: Fall #1    Fall #1                                  Icon_minitimeMi Okt 12, 2016 7:19 pm

Ort: New York|USA
Zeit: 11:17
Tag: 21. Februar 2007

Mit gesenkten Kopf und hängenden Schultern verließ er das Büro des Leiters und begab sich, kaum dass er ja den kleinen Raum verlassen hatte, wieder in den Keller, wo sein Arbeitsplatz lag. Um ihn herum waren Tische voll mit Computern, Tastaturen und sonstigen Dingen, die man als Analyst so brauchte. Die auch er brauchte, denn genau dies war sein Beruf. Und seit zwei Monaten war auch er hier tätig, wenn man es denn so nennen wollte. Seinen ersten großen Auftrag alleine hatte er gestern gehabt. 'Und ich habe ihn vollkommen verbockt...' Zwar hatte Zane versucht ihn zu überzeugen, dass die Aktion gestern nicht sein Fehler gewesen war, denn der Agent hatte ja nicht auf ihn gehört, sondern war einfach seinem eigenen Dickkopf gefolgt; oder wohl eher dem Vorurteil, dass ein junger Mensch dies alles doch nicht hinbekommen würde. Und einen Beweis würde es dafür würde es ja auch geben, denn immerhin sei Jesse ja schwach geworden, als der Agent ein paar Menschen – grundlos! Man betone, dass es grundlos gewesen war! - erschossen hatte! Es war Jesses erster großer Auftrag gewesen, wo er alleine einem Agent als Analyst behilflich sein konnte. Vorher hatte es immer einen gegeben, der ihm über die Schulter gesehen hatte und in den meisten Fällen war es ja auch nur eine Geldübergabe oder so etwas gewesen. Nie war einer gestorben, nie war etwas passiert.
Bis gestern.
Es war nicht so, dass er in den vier Jahren seiner Ausbildung – er hatte ein Jahr gekürzt, da er ja eh eine Art Wunderkind war, wenn man es so nennen wollte; immerhin hatte er bereits mit dreizehn Jahren seinen Abschluss gemacht und war danach direkt an die Nordakademie gekommen – nicht mit dem Tod konfrontiert worden wäre, im Gegenteil. Nur war es nie etwas gewesen, womit er gut klar kam, sodass auch schnell klar war, dass die Rolle als Agent im Feldeinsatz nichts für ihn sein würde. Natürlich hatte er verstanden, dass es schon besser war, einen Kerl zu erschießen, wenn man damit eine Million Menschenleben retten kann. Dennoch könnte er nie derjenige sein, der diese Tat ausführen konnte. Es war schon schwer, es miterleben zu müssen, denn der gelernte Arzt in ihm fand da so rein gar keinen Gefallen dran; der gelernte Analyst wusste einfach, dass es nicht der schönste Weg, aber der beste ist. Doch gestern hatte er miterleben müssen, wie sein Agent, den er leiten musste, gut fünf Menschen aus keinen ersichtlichen Gründen erschossen hatte. Auch die Person, die er eigentlich hatte gefangennehmen sollen.
Ein leises Seufzen entwich Jesse, während er versuchte nicht zu sehr daran zu denken. Der Schock saß ihm noch zu sehr in den Knochen, sodass es nicht leicht sein würde, es schnell zu verarbeiten „Jesse, was ist los?“ Langsam hob der junge Mann den Kopf und sah in ein Paar brauner Augen, die ihn besorgt ansahen. Umrahmt wurde das Gesicht dieser Person von langen braunen Haaren. Jesse schüttelte nur den Kopf, wofür er von dem anderen Mann in eine Umarmung gezogen wurde. Etwas, was der türkishaarige junge Mann mit sich machen ließ, denn so kannte er Atticus nur. Der Ältere fühlte sich für ihn zuständig und Jesse selber tat es gut zu wissen, dass da immer Jemand für ihn da war. Auch standen die anderen Analysten ihn zur Seite – vor allem der Australier Jim und Atticus' Schwester Alexis – doch war Atticus fast eine Art Vaterersatz. „Lass den Kopf nicht hängen, du weißt doch, es ist nicht deine Schuld.“ - „Schon, aber...“ - „Kein aber, Jesse!“ Jesse schwieg und löste sich nur etwas von Atticus, welcher ihm behutsam durch die Haare strich. „Du solltest es dir nicht so sehr zu Herzen nehmen...“ Doch das war leichter gesagt als getan, denn immer noch sah er, wie diese Menschen erschossen wurden und wie Adrian Gecko seine Anweisungen missachtete. 'Nur, weil ich noch so jung bin...', denn einen anderen Grund konnte er sich nicht vorstellen.
„Jesse, komm mal her.“ Er löste sich etwas mehr von Atticus und ging zu der blondhaarigen Frau, die sich auf dem einen Stuhl zu ihm umdrehte und ihm ein sanftes Lächeln schenkte. „Zane hat mich gerade zu sich ins Büro gerufen. Könntest du für mich das hier übernehmen? Jaden ist echt leicht zu handhaben...“ Jaden, wollte Alexis echt, dass er mit Agent Jaden Yuki zusammen arbeitet? Jesse weitete seine Augen, konnte nur nicken. Er hatte viel von dem Agenten gehört und wusste, dass er etwas speziell war, doch auf eine mehr als nur positive Art und Weise, wenn man den anderen Analysten Glauben schenken konnte. „Klar, kann ich machen...“ - „Danke!“
Und damit war sie auf und davon.
Jesse blieb nichts anderes übrig, als auf Alexis' Platz sich nieder zu lassen und das Headset aufzusetzen. „Agent Yuki, können Sie mich hören?“ Er versuchte ruhig zu klingen, professionell, so gut es ging wenn man der Neue ist. Und auch, wenn einem das Herz bis zum Hals schlägt vor Aufregung.

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Jaden Yuki

Jaden Yuki


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Fall #1                                  Empty
BeitragThema: Re: Fall #1    Fall #1                                  Icon_minitimeMi Okt 12, 2016 7:21 pm

Ort: Memphis|USA
Zeit: 10:17
Tag: 21. Februar 2007

Mit einem erleichterten Seufzen steckte Jaden seine Waffe in das Holster, das an seinem rechten Bein befestigt war, und wischte sich die Hände an seiner Weste ab. Es war von Anfang an klar gewesen, dass er in seinem Beruf als Feldagent immer und immer wieder mit Gewalt und Tod konfrontiert werden würde, nicht zuletzt mit seinem eigenen, und auch selbst Menschen umbringen oder schwer verletzen würde. Das brachte der Job nun einmal mit sich, aber es bedeutete nicht, dass er es genießen musste, anderen weh zu tun. Deshalb waren ihm Missionen wie diese am liebsten – rein gehen, Ziel (am besten unbelebt) in seinen Besitz bringen, raus gehen, auf dem Rückweg einen Kaffee kaufen, um über dem Missionsberichtschreiben nicht einzuschlafen.
„Gut gemacht, Jaden“, klang Alexis‘ Stimme in seinem Ohr. „Jetzt musst du nur noch da rauskommen und das Ding unbeschadet in der Technikabteilung abgeben, und die Mission ist in trockenen Tüchern. Lass dir aber nicht zu viel Zeit mit dem Aufräumen, Verstärkung für die Kerle die du schlafen geschickt hast ist schon auf dem Weg, Ankunft an deiner momentanen Position in etwa 15 Minuten. Meide einfach den Gang zu deiner Rechten und du solltest keine weiteren Probleme haben.“
„Roger that, Partner.“ Jaden nickte abwesend und griff einem der drei bewusstlos am Boden liegenden Männer unter die Arme, um ihn unter der kleinen Fensteröffnung wegzuschaffen, die er sich spontan als seinen Fluchtweg auserkoren hatte. Alexis machte einen zustimmenden Laut über das Mikro und er vermutete, dass sie sein Treiben über die Kontaktlinsenkamera mitverfolgte und bereits die sicherste Route für ihn über das Anwesen der Villa plante, in der das gestohlene Zielobjekt versteckt worden war und in dem er sich im Moment befand. Wenn Jaden es recht in Erinnerung hatte, war er auf der Seite, zu der ihn seine Flucht durch das Fenster bringen würde, zwar weitest gehend ungeschützt, sollte ihn eine der Wachen entdecken, aber es war auch der schnellste und effizienteste Ausweg aus der Situation (die Gorillas in maßgeschneiderten Anzügen mit ihren riesigen Schusswaffen, die ganz eindeutig für etwas kompensieren mussten, würden ihm auf jeden Fall nicht hindurch folgen können). Außerdem vertraute er der Analystin blind, dass sie ihn rechtzeitig vor möglichem Kugelfeuer warnen würde, ein Auge auf die Wachrotation hatte und generell den bestmöglich geeigneten Weg zum vereinbarten Treffpunkt mit seinem Fluchtfahrer für ihn finden und ihn sicher dorthin lotsen würde. Das war immerhin ihr Job – ihn am Leben zu erhalten.
Jaden war gerade damit fertig, sich davon zu vergewissern, dass keiner seiner Gegner an den Wunden verbluten würde, die er ihnen zugefügt hatte, und war im Begriff, sich die Wand hochzuhieven und sich mit schlangenähnlichen Bewegungen aus dem Fenster zu winden, als Alexis sich erneut zu Wort meldete.
„Warte mal, Jaden, da kam gerade eine Nachricht von Zane rein.“
Jaden erstarrte mitten in der Bewegung, Kopf und Arme bereits im Freien, sein Unterkörper frei im Raum schwebend und mit dem Bauch unangenehm auf dem metallenen Fensterrahmen gestützt, bevor er einen genervten Laut von sich gab und sich den Rest des Weges hinaus beförderte. Ein kurzer Rundumblick zeigte ihm in einiger Entfernung einige große Mülltonnen und Müllsäcke, hinter denen er zur Sicherheit in Deckung ging und darauf wartete, dass Alexis ihm das „Okay“ zum Weitermachen gab. Bevor dieses jedoch kam, erklang zuerst einmal ein verhaltenes Kichern über die Leitung. Jadens „Was ist los, Partner?“ ging dann jedoch im entnervten Ausruf der Analystin unter: „Hab ich dir nicht gesagt, du sollst warten? Verdammt, Jaden, du hast da absolut überhaupt keinen Feuerschutz, was, wenn sie dich erwischt hätten, während ich abgelenkt war?“ Jaden schnaubte missbilligend und schüttelte den Kopf.
„Hast du überhaupt darauf geachtet wo ich war, als du das gesagt hast? Ich hing bereits über dem Fensterbrett, wenn ich da geblieben wäre, hätten die mich nachher tatsächlich noch kalt erwischt. Außerdem wusste ich ja, dass du kurz offline warst, ich war also wachsamer als sonst. Glaub mir, auch wenn es dir schwer fällt es dir vorzustellen, für die kurze Zeit kann ich auch ganz gut selbst auf mich aufpassen.“ Er hielt einen Moment inne. „Und jetzt sag schon, was wollte Zane? Die Mission ab hier ist pillepalle und Zuhause wartet nur ein Missionsbericht auf mich – du bist also meine einzige Chance, meinen Tag noch aufregend zu gestalten!“ Für einen Moment war die Leitung ruhig. Jaden war klar, dass Alexis überlegte, ihm eine weitere Standpauke zu halten (immerhin ließ sich durchaus darüber streiten, ob Jaden tatsächlich auf sich aufpassen konnte – häufiger als man annehmen sollte schien ganz genau das Gegenteil der Fall und selbst einfache Missionen, bei denen er durchaus einen „Aufpasser“ hatte, wurden innerhalb von Sekunden zu einem absoluten Höllenritt; es war einfach sein Glück und wirklich beschweren tat er sich darüber auch nicht, so blieb das Leben als Agent und Spion wenigstens interessant), entschied sich aber schlussendlich doch dagegen. Immerhin wussten sie beide, dass es absolut überhaupt nichts nützen würde.
„Ach, Zane sagt nur, und ich zitiere: Geh einen Kaffee trinken, Alexis, und überlasse Jaden dem Welpen. Der Junge braucht einen Ego Boost.“ Jetzt musste auch Jaden leise lachen.
„Ach, jetzt bin ich also schon der hauseigene Ego Boost für die Frischlinge?“
„Klar, du warst nie was anderes. Und übrigens nicht nur für Frischlinge, was meinst du, warum ich immer noch mit dir zusammenarbeite?“ Dann wurde ihr Tonfall jedoch ernst. „Du hast doch nichts dagegen, wenn ich dich für den Rest abgebe, oder? Es ist wirklich nicht mehr weit bis zum Extraktionsort und er ist auf jeden Fall gut genug dafür, die Mission mit Adrian hat ihn nur ganz schön fertig gemacht, weshalb er vermutlich ziemlich unsicher sein wird. Packst du das?“ Jaden lachte erneut.
„Du machst Witze, oder? Ihr redet seit Wochen von nichts Anderem mehr, das ist die perfekte Möglichkeit, ihn auch endlich einmal kennenzulernen. Ich bau ihn euch schon wieder auf, Lex, keine Sorge, bei mir ist er auf jeden Fall in besseren Händen als bei Adrian.“ Der Name des anderen Agenten war begleitet von einem bitteren Unterton. Jaden konnte sich schließlich denken, warum die Mission nach hinten losgegangen war – er hatte ein einziges Mal mit ihm zusammenarbeiten müssen und sich danach einfach strikt geweigert. Wenn er auf einer Mission war, wollte er immerhin keine Spur aus (meist auch noch vermeidbaren oder sogar unschuldigen) Leichen hinter sich her ziehen, das ließ sein Gewissen einfach nicht zu und war noch dazu höchst unpraktisch.
Jaden konnte das Lächeln in Alexis‘ Stimme praktisch heraushören: „Na, dann will ich dich davon nicht weiter abhalten. Aber sei nett zu ihm, ja? Er ist wirklich noch furchtbar neu.“ Jaden nickte bestätigend, auch wenn die Analystin das natürlich nicht sehen konnte (auch wenn die Kamerabewegung der Kontaktlinse ihr wohl ein gutes Anzeichen dafür sein sollte).
„Viel Spaß beim Kaffeetrinken auf jeden Fall. Und lass dich dabei bloß nicht vom Neuling erwischen! Man hört sich bald, Partner.“ Dann blieb die Leitung für einige Sekunden still, die sich für Jaden ein bisschen wie eine kleine Ewigkeit anfühlten. Über das freundschaftliche Gefrotzel mit Alexis hatte er immerhin keinen Augenblick lang vergessen, wo er sich befand und in welcher Gefahr er noch immer schwebte, sollte einer der Nachhut ihn in seinem Versteck aufspüren. Und jetzt, wo die Stimme in seinem Ohr schwieg, wurde ihm wieder überdeutlich bewusst, dass in dieser Zeit keiner ein Auge auf seine momentane Situation hatte, außer ihm selbst. Er hatte Alexis nicht angelogen – er konnte durchaus selbst auf sich aufpassen, immerhin hatte er nicht umsonst für mehrere Jahre die Ausbildung in der Ostakademie „genossen“, aber trotzdem fühlte er sich ohne die Gewissheit, dass da jemand war, irgendwie entblößt. Verunsichert. Ob da nun der Welpe oder Alexis am anderen Ende saß, war ihm dabei jedoch eigentlich ziemlich gleichgültig – wenn Zane ihn in sein Team aufgenommen hatte, dann war er gut und es allemal wert, dass Jaden ihm sein Leben anvertraute.
„Agent Yuki, können Sie mich hören?“, kam schließlich eine angenehme, leicht zittrig klingende Stimme zu ihm durch und sofort fiel Jaden das Atmen wieder deutlich leichter.
„Laut und deutlich, schöne Stimme“, antwortete er vergnügt. „Irgendeine Anweisung, wo ich lang muss? Alexis sprach vorhin von 15 Minuten, bis die Nachhut da ist, die müssten beinahe vorbei sein und dann wäre ich gerne hier weg. Könnte sonst ungemütlich werden und mir jedenfalls reicht ein Feuergefecht am Tag.“ Vorsichtig spähte er über den Rand der Mülltonne hinweg, nicht nur um zu schauen, ob irgendwo eine der Wachen zu sehen war, sondern auch dass der Frischling sich einen Überblick über Jadens momentane Lage machen konnte.
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Jesse Anderson

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Fall #1                                  Empty
BeitragThema: Re: Fall #1    Fall #1                                  Icon_minitimeMi Okt 12, 2016 7:22 pm

Ort: New York|USA
Zeit: 11:20
Tag: 21. Februar 2007

Für einen Moment war es still in der Leitung, nachdem Jesse angefangen hatte zu sprechen. Sein Herz raste immer noch und es fiel ihm schwer, ruhig und konzentriert zu bleiben. Was, wenn der Agent ihm nicht antwortete? Was, wenn der kurze Moment gereicht hatte, wo er Alexis' Platz an ihn übergeben worden war, um den Agenten zu verletzen? Es wäre gut, wenn er auch noch am Leben wäre, denn das Letzte, was Jesse nun wollte, war gleich wieder mit einer Leiche konfrontiert zu werden – dieses Mal aus den eigenen Reihen.
Genau in dem Moment allerdings vernahm er über das Headset die Stimme des Top-Agenten Jaden Yuki. Eine Mischung aus verschiedenen Gefühlen machte sich in Jesse breit. Zum einen war er erleichtert, dass der Andere ihn hören konnte und dass es dem Agenten soweit gut zu gehen schien, denn es klang nicht so, als wäre in der jüngsten Zeit etwas gefährliches passiert, seit Alexis dies alles hier an ihn überlassen hatte. Zum Anderen konnte er sein Herz spüren, das immer noch wie ein Kolibri vor Aufregung gegen seine Brust schlug. Auch konnte er die leichte Wärme spüren, die sich in seinem Gesicht bemerkbar machte. Schöne Stimme, dies hatte der Agent gesagt. Ein Kompliment, welches den jungen Analysten mehr als nur aus der Bahn war. So dauerte es einen Moment, bis der siebzehnjährige sich wieder gefangen hatte. Halfen tat ihm dabei das mehrfache Husten vom anderen Ende des Raumes. Atticus hatte diesen Laut von sich gegeben und Jesse wollte gerade den Kopf umdrehen, als er schon die Stimme des braunhaarigen älteren Analysten vernahm, der ihnen allen versicherte, dass er sich nur verschluckt hätte. Sofort galt Jesses Aufmerksamkeit wieder seiner Aufgabe, denn Atticus schien es ja gut zu gehen. Verschlucken konnte sich doch jeder mal, würde schon nicht allzu schlimm sein.
So hörte er aufmerksam zu, was Jaden ihm zu sagen hatte. Während er zuhörte stütze er kurz über das 'du' – im war an der Nordakademie beigebracht worden, dass ein 'du' nicht erlaubt war, da es eine enge Bindung symbolisierte – doch machte er sich nicht weiter Gedanken darüber. Er wusste doch, dass der Agent ein wenig spezieller war, sodass er sich auch über die Worte 'schöne Stimme' lieber keine allzu vielen Gedanken machte. Wozu denn auch? Er war doch nur dafür da, ihn da lebend heraus zu holen und nicht, um ihn weiter in Lebensgefahr zu bringen, nur, weil er so viel Zeit hatte verstreichen lassen.
„Könntet Ihr mir zeigen, wo Ihr euch genau befindet, Agent Yuki?“ Dass der Agent von sich aus Jesse auf den Stand der Dinge gebracht hatte, die für die weitere Ausführung der Operation wichtig waren, gab ihm einen gewissen Halt, sodass sein Herzschlag sich ein wenig beruhigte und er sich voll und ganz nur noch auf die Stimme des Agenten, sowie die Bilder konzentrierte, die ihm die Kamera und die Karte zeigten. Anstelle einer Antwort, konnte er sehen, wie sich Jaden wohl zu bewegen schien, denn die Kamera glitt nach oben – wahrscheinlich hatte der Agent auf dem Boden gekniet gehabt um Schutz zu suchen; sehr gute Sache – und auf dem Bildschirm der Kamera zeigte sich ein mit Kies ausgestatteter Innenhof. Sofort glitt Jesses Blick zu dem Bildschirm, wo er die Grundrisse und Wege des Gebäudes – er wusste nicht, dass es eine Villa war, nur dass es nicht gerade ein kleines Umfeld zu überprüfen gab – erkennen konnte. Und auch die Wärmequellen anderer Personen. Fünfzehn Minuten meinte Alexis... Wie viel Zeit mochte verstrichen sein, dass die Analystin Jaden die Informationen gegeben hatte? Wenn Jesse es nun nämlich richtig sah... „Euch bleiben noch gute drei Minuten, bis Eure Gegner auf der Bildfläche erscheinen. Vier stürmen in das Zimmer mit dem geöffneten Fenster und zwei bewegen sich auf den Hinterhof zu, wo Ihr Euch gerade befindet, Agent Yuki.“ Er konnte ja nicht ahnen, dass Jaden vor ein paar Minuten erst durch das Fenster geklettert war, welches er meinte. Hastig huschte sein Blick zwischen den im Moment wichtigsten Bildschirmen hin und her. Es dauerte nur ein paar Sekunden, bis er eine Entscheidung fällte. „Rechts von euch müsste ein Weg hinab führen zu einer kleinen Ansammlung von Bäumen. Dort müsst Ihr euch erst einmal für einen Moment verstecken, denn die Wachen sollten von dem Gebäude aus dort keine Sicht auf Euch haben. Ihr habt nun noch gute zweieinhalb Minuten, Agent Yuki.“ Während er die ganze Zeit gesprochen hatte, war Jesses Stimme fester und gefasster geworden, da er sich an seine Aufgabe als Analyst klammern konnte.
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Jaden Yuki

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BeitragThema: Re: Fall #1    Fall #1                                  Icon_minitimeMi Okt 12, 2016 7:24 pm

Ort: Memphis|USA
Zeit: 10:25
Tag: 21. Februar 2007

Ein wenig amüsierte es Jaden doch, vom Anderen so höflich und förmlich angesprochen zu werden. Sie und Agent Yuki… mit einem Lächeln, dessen sich außer ich selbst niemand bewusst war, schüttelte er den Kopf. Jeden der anderen Analysten, die unter Zane arbeiteten, hätte er dafür schallend ausgelacht, hätten sie ihn so angeredet, aber schließlich war da ein absoluter Neuling am anderen Ende der Leitung, dem das New Yorker Büro der KCA4 noch nicht die tausenden von Höflichkeitsfloskeln ausgetrieben hatte, die man in der Akademie eingetrichtert bekam. Der Frischling würde schon früh genug lernen, wie der Hase bei ihnen lief und solange würde er die höfliche Anrede einfach geflissentlich ignorieren.
Wachsam ließ er seinen Blick über das Gelände vor ihm gleiten, während der Analyst (den Jaden, seinem ersten Eindruck folgend, gedanklich bereits unter schöne Stimme abgeheftet hatte, zumindest so lange, bis sich jemand endlich einmal dazu herabließ und ihm den Namen des Kerlchens gab – auch wenn der Spitzname auch sicher danach noch an ihm hängen blieb, wie er sich kannte) die Kamerabilder wohl mit seinen Lageplänen abglich. Und dann natürlich etwas auf den Wärmebildkameras entdecken musste, dass Jaden ganz und gar nicht gefiel.
„Noch drei Minuten?“, wiederholte Jaden fassungslos und seine Stimme klang ein wenig entsetzt. Verdammt, da musste die Patrouille näher gewesen sein, als Alexis vermutet hatte, und sie hatten daher schneller auf die Schüsse reagieren können – sehr viel schneller als ihm lieb war. So viel also dazu, dass der Rest der Mission pillepalle wird, dachte er mit einem zynischen Grinsen. Ich hätte es wirklich besser wissen müssen… Auf dem Absatz kehrt machend, huschte er hinter den Mülltonnen hervor und machte sich im Laufschritt den Weg hinunter, die die Stimme in seinem Ohr ihm genannt hatte. Die „kleine Ansammlung von Bäumen“ war ein spärlich bepflanzter Streifen an einem Ende des Grundstücks, voller kleinwüchsiger Laubbäume, die kaum bis zur Hälfte des meterhohen Metallzauns reichten, der das Anwesen an allen vier Seiten begrenzte. Jaden wusste, dass ihm die Bäume, die eigentlich nicht mehr waren als ein bisschen gut gepflegtes Gestrüpp, ihm nicht allzu lange Deckung bieten würden, sollten seine Verfolger auch nur vermuten, dass er sich zwischen ihnen versteckte, aber für den Notfall würden sie ihm auch eine gute Kletterhilfe abgeben, sollte er – wie auf dem Hinweg – über den Zaun klettern müssen. Mit zusammengebissenen Zähnen legte er einen Zahn zu; die Stimmen, die von der anderen Seite der Villa und durch das offene Fenster zu ihm herüber wehten, waren ihm unangenehm nahe gekommen.
Er hatte beinahe die ersten Ausläufer der Bäume erreicht und wollte bereits erleichtert aufatmen, als ein triumphierender Schrei ihn aus seinem Trott riss.
„Hah, da hinten läuft das Schwein! Schnappt ihn euch, Jungs!“
Begleitet wurde der Ausruf von einer ersten Salve Gewehrfeuer und Jaden konnte sich nur mit einem letzten, verzweifelten Sprung hinter einen der Bäume in Sicherheit bringen, bevor die Kugeln genau an der Stelle Gras und Erdboden in die Höhe beförderten, an denen er einige Sekunden zuvor noch gestanden hatte. Es dauerte nicht lange, da wurde auch seine Deckung von den ersten Schüssen getroffen und er musste die Zähne zusammenbeißen, als Holzsplitter in alle Richtungen davonflogen und sich einige von ihnen tief in seinen Arm gruben.
„Ich fürchte, das mit dem Ausharren wird nichts“, meinte er entschuldigend in das Mikro. „Da war ich wohl ein wenig zu langsam. Andere Ideen? Ich nehme alles, vor allem wenn es nicht beinhaltet, dass ich über den Zaun klettern muss, während die Kerle auf meinen ungeschützten Rücken schießen. Bleikugeln lassen die Metalldetektoren an den Flughäfen immer so unschön verrücktspielen, wenn sie einem im Rückgrat stecken.“
Als die Schüsse für einen Moment stoppten und auch sonst von der Villa her nichts zu hören war, wagte er einen kurzen Blick am Stamm des Baumes vorbei, zog den Kopf jedoch sofort wieder mit einem leisen „Yikes!“ zurück, als eine Kugel knapp an seinem Ohr vorbeisauste und in den Stamm eines der Bäume hinter ihm einschlug. Offenbar hatten sich die Gorillas darauf verlegt, lieber auf ein bestimmtes Ziel zu schießen, anstatt ihre gesamte Munition in einer Breitseite auf den Wald zu verschwenden. Schade, vielleicht wären ihnen sonst früher oder später wenigstens die Kugeln ausgegangen. Schnelle Schritte von dem Kiesweg, den er selbst wenige Sekunden zuvor noch entlang gerannt war, zeigten ihm, dass seine Deckung nicht mehr lange sicher sein würde. Fluchend löste er seine Waffe aus ihrem Holster und gab blind einen Schuss in die Richtung ab, aus der er gekommen war, bevor er sich tiefer in die Deckung der Bäume bewegte, immer darauf bedacht, von der Villa aus nicht gesehen werden zu können.
Hoffentlich ist der Welpe wirklich so gut, wie Alexis mir erzählt hat, ich fürchte, seinen Plan wird er mir während des Laufens erklären müssen…
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Jesse Anderson

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BeitragThema: Re: Fall #1    Fall #1                                  Icon_minitimeMi Okt 12, 2016 7:24 pm

Ort: New York|USA
Zeit: 11:27
Tag: 21. Februar 2007

An der Kamerabewegung und den sich verändernden Bildern konnte Jesse erkennen, dass der Agent ihn beim Wort genommen hatte. Für einen kurzen Moment verspürte der junge Analyst so etwas wie Erleichterung – jedoch nur so lange, bis er die Schritte hören konnte und die Personen auf dem Bildschirm, die von der Wärmekamera aufgenommen wurden. „Agent Yuki, Sie müssen schneller sein, sonst haben sie die gleich. Die feindlichen Handlanger sind schneller als gedacht!“ Kaum, dass er die Worte ausgesprochen hatte, konnte er nur einen Schuss vernehmen, den nicht Jaden abgefeuert hatte, sondern der von einem der anderen Personen auf dem Gelände gekommen sein musste. Nervös zuckten Jesses Augen von einem Bildschirm zum Anderen, während der nächste Schuss ertönte, ohne, dass er etwas hätte tun können. Jaden schien es allerdings soweit gut zu gehen, wenn Jesse es richtig deutete, was ihm der Agent da sagte. Er hatte noch wahrgenommen, wie sein Partner auf der anderen Seite hinter die Bäume gehechtet war um den Schutz zu suchen, den er gerade auch noch dringend brauchte. Jesses Kopf arbeitete auf Hochtouren, während er versuchte ruhig zu bleiben und nicht die Nerven zu verlieren. Alle hier zählten auf ihn, dass er den Agenten sicher ans Ziel brachte – allen voran Jaden selber, denn immerhin hatte er dessen Leben in seinen Händen. Niemals könnte Jesse es sich verzeihen, wenn er einen Fehler begehen würde und dabei den Tod des Top-Agenten verursachte. Er hatte eine angenehme Stimme und schien noch in so komplizierten Situationen mit einem gewissen – wenn auch eher dunklen, gar schwarzen – Humor an die Sache heran zu gehen. Einfach gesagt, war er ein viel angenehmerer Partner, als Agent Gecko es gewesen war, sodass Jesse diesen zu ihm netten Agenten – immerhin hatte er ihn noch nicht angefaucht, wie unnütz er denn sei, nur, weil er erst siebzehn Jahre alt ist – beweisen wollte, dass er ihn da heraus holen konnte. Dass Jaden sich auf ihn verlassen konnte, denn das Letzte, was Jesse nun tun würde, wäre seinen jetzigen Partner in Stich zu lassen.
„Tut mir leid, dass ich Sie in die Situation gebracht habe. Geht es Ihnen denn soweit gut?“ Während er sich erkundigte – immerhin hatte Jaden nach weiteren Möglichkeiten und Ideen für eine Flucht geplant, die nicht unbedingt etwas damit zu tun hatten, über den Zaun klettern zu müssen; war er eventuell vielleicht doch verletzt worden? Alleine der Gedanke daran weckte den Arzt in ihm, doch er musste sich zusammen reißen! - hatten seine Augen die anderen Bildschirme im Blick. Den, wo alle lebenden Personen und deren Bewegungen zu sehen waren und dann die Umrisse des Hauses. Dieses verdammt großen Hauses. So war er für einen klitzekleinen Moment zwar nicht direkt abgelenkt, aber konnte so auch nicht ganz genau darauf achten, was sein Agent jetzt tat. „Bleiben Sie bitte noch für ein paar Sekunden da, wo Sie sind. Ich habe es gleich. Vertrauen Sie mir.“ Bitte..., doch dieses 'bitte' hängte er nicht mehr ran, weil es alles andere als professionell wirken würde und einfach nur einem verängstigten Kind glich.
Genau in dem Moment, als er Jadens Laut vernahm und kurz darauf zwei Schüsse.
Der eine klang weiter weg. Der andere dafür ganz nahe und alleine bei der kleinen Bewegung, die Jaden wohl ausführte um nach hinten zu zielen – und die sich die Kamera auch um Millimeter bewegte -, wusste Jesse, dass sein Agent den Schuss einfach mal blind abgegeben hatte. Auch wenn er wusste, dass der Schuss gewiss keinen Menschen getroffen hatte, konnte er nicht anders, als einen erstickten Schrei von sich zu geben, den Jaden wohl dennoch laut und deutlich hören könnte und der auch die anderen im Raum dazu brachte, sich ihm zuzuwenden. Allerdings war es nur Atticus, der das Wort erhob. „Jesse, soll ich dir hel-“ - „Ich schaffe das alleine! Lass mich, Atticus“ Die Worte waren ein panisches Zischen in Atticus Richtung, welcher sich mit erhobenen Händen wieder seinem Bildschirm zuwandte. Es tat Jesse leid, dass er ihn angefaucht hatte und er würde sich auch später bei ihm entschuldigen – er wusste ja, dass der Ältere es nur gut mit ihm meinte, immerhin war er doch der Welpe hier -, doch Jadens Leben zu retten hatte nun höhere Prioritäten.
„Sir, hören Sie mir bitte zu: Sie haben jetzt nur eine Chance, ich werde Ihnen eine kleine Ablenkung verschaffen.“ Auch wenn mir bisher niemand richtig gezeigt hat, wie. Aber hey, ich habe damals die CIA-Akten geknackt..., also würde das hier doch ein Kinderspiel werden. „Ich zähle jetzt bis fünf, dann laufen Sie so schnell sie können, in Richtung des Tores. Dort steht zwar, wenn ich das richtig sehe, auch eine Wache, aber den können Sie gut ausknoken, ohne schießen zu müssen, wenn Sie mir dann ganz genau zuhören und jeden Schritt exakt so ausführen, wie ich es Ihnen sage, geht das in Ordnung?“ Er wartete einen Augenblick, ob Jaden noch etwas sagen würde, während seine Finger nur so über die Tastatur huschten, um die Ablenkung auszulösen. Ein Zugriff auf die Hausinterne Alarmanlage, wenn das nicht perfekt war! „Gut, ich zähle nun bis fünf, dann erklingt ein heller Signalton. Lassen Sie sich davon bitte nicht erschrecken, Agent Yuki.“ Es war dumm, es ihm zu sagen, immerhin kannte Jaden so etwas gewiss, aber Jesse hatte sich dazu verpflichtet gefühlt. „Eins...zwei...drei...vier...fünf!“
Genau in dem Moment ging explodierte etwas in einem der oberen Stockwerke und ein heller, schriller Pipton ertönte, den auch Jesse mehr als nur gut wahrnehmen konnte. Die Wärmequellen der Gegner hielten kurz inne und wenn Jesse richtig lag, krümmten sie sich vielleicht und hielten sich die Ohren zu. Dies war Jadens Chance. „Sie haben nun gut eine Minute, bis der Ton ausgeht. Beeilen Sie sich!“
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Jaden Yuki

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Fall #1                                  Empty
BeitragThema: Re: Fall #1    Fall #1                                  Icon_minitimeMi Okt 12, 2016 7:26 pm

Ort: Memphis|USA
Zeit: 10:34
Tag: 21. Februar 2007

Jaden schnaubte, trotz seiner Situation ein wenig belustigt, und betrachtete für einen Moment seinen rechten Unterarm, der gespickt war von einer Myriade kleiner und größerer Holzsplitter. Der rote Stoff seiner Jacke färbte sich an einigen Stellen bereits ein wenig dunkler, aber das Ganze war nichts, worüber man sich wirklich Sorgen machen musste, sobald er die Splitter entfernte, sobald er sich im Flugzeug zurück nach New York befand.
„Diese Situation ist zwar vieles, aber sicherlich nicht deine Schuld. Und ja, bei mir ist soweit alles in Ordnung – nichts, was man nicht mit einer Pinzette und sehr viel Zeit und Geduld wieder beseitigen kann.“ Adrian musste sich wirklich einmal wieder wie das letzte Arschloch verhalten haben, wenn der Analyst so schnell bereit war, die Schuld für etwas auf sich zu nehmen, das er nicht hatte vorher sehen können. Vielleicht war es auch einfach nur eine Charaktereigenschaft des Anderen, aber Jaden würde es wirklich nicht wundern, sollte der andere Agent tatsächlich eine Teilschuld tragen. „Heh, ich habe ganz sicher nicht vor, meine Deckung zu verlassen, falls du das meinst. Solange die mir nicht zu nahe auf die Pelle rücken, bewege ich mich nicht vom Fleck, keine Angst.“ Für einen Moment lang überlegte Jaden, ob er auf den letzten Satz antworten sollte, entschied sich aber schlussendlich dafür, tatsächlich einfach das zu sagen, was ihm im ersten Moment dazu in den Kopf geschossen war. Zane hatte schließlich um einen Ego Boost für den Welpen gebeten und wenn es schon dafür nicht reichen sollte, dann würde er zumindest versuchen, das Selbstvertrauen wieder aufzubauen, was Gecko vermutlich einen Gedanken daran zu verschwenden zerstört hatte. „Natürlich vertraue ich dir, andernfalls hätte ich mich gar nicht in den Wald begeben, wo der doch praktisch in einer Sackgasse endet. Und das tun Alexis und die Anderen auch, sonst hätten sie mich dir gar nicht übergeben. Also, los, schöne Stimme, zeig mir deine ganz persönliche Art von Wunderlösung.“
Für einige Augenblicke war es still aus der Leitung, ebenso wie von seinen Verfolgern. Erst nachdem er einen Schuss abgegeben hatte, traf ihn der erstickte Schrei in seinem Ohr ein wenig unvorbereitet und ließ ihn für einen Moment orientierungslos zur Seite taumeln, bevor er sich an einem anderen Baumstamm abfangen konnte und seinen Rückzug tiefer in den Wald fortsetzen konnte.
„Woah, hey, ist bei dir alles in Ordnung?“, fragte er besorgt nach, als er dann auch noch sein gereiztes Fauchen vernahm (das dankbarerweise nicht an ihn gerichtet war), bevor es ihm wie Schuppen von den Augen fiel und er sich am liebsten die flache Hand an die Stirn geschlagen hätte, wäre er nicht mit Wichtigerem (wie Überleben) beschäftigt gewesen. Natürlich, Adrian, sinnloses Morden, ein blinder Schuss – okay, das war dumm gewesen, konnte aber noch gerettet werden. „Hey, keine Angst, dem Typen geht es gut, das war bloß ein Warnschuss auf den Boden, das hat ihn niemals getroffen. Und sag Atticus hi von mir, wenn du nachher Zeit hast, ja? Und dass er nicht vergessen soll, dass er mir einen Drink schuldet, das ist jetzt Mission Nummer 18, die diesen Monat bereits den Bach runter gegangen ist, bereits zwei mehr als im Januar! Von wegen ‚der Februar ist kürzer, den Rekord von Januar knackst du niemals!‘“
Als der Analyst Jaden seinen Plan erklärte, gab Jaden bloß einen zustimmenden Laut von sich und schlug einen Haken zwischen den Bäumen hindurch, der ihn bereits näher an die Auffahrt heranbrachte. „Roger that, das kriege ich hin“, bestätigte er noch einmal verbal und schlug sich dann die Hände über die Ohren, als der Analyst etwas von einem hohen Piepton sagte und bereits zu zählen begann, ohne sein Lauftempo zu verringern. Den Countdown hörte er schließlich trotzdem noch, immerhin war der Knopf innerhalb seines Ohrs angebracht, und so überraschte ihn das Losgehen der Alarmanlage nicht (Ein Hacker also, das wird Jim sicher freuen, dass dann nicht immer alle zu ihm kommen, wenn sie etwas brauchen, dachte Jaden bei sich, während er über zwei kniehohe Jungeichen hinwegsetzte), auch wenn er eine schmerzverzehrte Grimasse nicht verhindern konnte – das Ding war aber auch laut, was für ein Glück hatte er beim Einbruch vorhin verhindern können, dass sie ausgelöst wurde, das hätte sonst in einer noch größeren Katastrophe geendet und ihn sicher ziemlich aus der Bahn geworfen. Was ihn jedoch für einige Schritte stolpern ließ, bevor er sich wieder fing und sein Lauftempo um einiges erhöhte (dass er sich besser beeilte, musste ihm sicher keiner sagen), war die Druckwelle der Explosion, die mit dem Starten der Alarmanlage einherging.
„Na, das war aber nicht nur ein Piepton“, lachte er, die Hände noch immer über die Ohrmuscheln gepresst. Mit großen, weitausgreifenden Schritten legte er die restliche Wegstrecke bis zu den Ausläufern des Waldes zurück, die dem gusseisernen Tor am nächsten war, und brach innerhalb weniger Sekunden aus der Deckung der Bäume hervor. Mit einem Blick über die Schulter vergewisserte er sich, dass seine Verfolger von dem Signalton der Alarmanlage noch immer desorientiert waren, bevor er auf die Villa zusteuerte, sich mit den Armen an der Hauswand abzufangen und den Schwung dazu zu nutzen, um noch ein wenig mehr Fahrt aufzunehmen, als er sich um die Ecke hebelte. Als er jedoch sah, wer da auf dem breiten Kiesweg auf ihn wartete, der von der Villa zum Tor führte, blieb er abrupt stehen. Vermutlich war das auch besser so gewesen, denn offenbar hatte das Monster von einem Mann ihn offenbar erwartet und sein Lauftempo in seine ersten Schüsse aus seinem Maschinengewehr mit einberechnet, weshalb ihn die Kugeln um einige Meter verfehlten. Sofort setzte Jaden sich jedoch wieder in Bewegung und begann einen scheinbar wahllosen Hakenlauf auf die Wache zu, die ihm nur grimmig entgegen blickte und mit einem gut hörbaren Klicken sein Gewehr nachlud.
„Ich fühle mich gerade ein bisschen wie das rote Tuch bei einem Stierkampf, und das da ist der Stier. Der sehr wütende Stier. Ich hoffe wirklich, dass dein Plan sich auch auf einen Gegner mit weitaus mehr Körperkraft anwenden lässt, ich mag zwar stark sein, aber beim Vergleich mit dem einzigen, großen Muskel da ziehe ich den Kürzeren“, murmelte er in sein Mikro und biss die Zähne gegen ein schmerzverzehrtes Zischen zusammen, das ihm entweichen wollte, als eine der Kugeln ihn am Bein streifte und ihn beinahe zu Boden befördert hätte, hätte er sich nicht im letzten Moment über die Schulter abrollen können.
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Jesse Anderson

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BeitragThema: Re: Fall #1    Fall #1                                  Icon_minitimeMi Okt 12, 2016 7:27 pm

Ort: New York|USA
Zeit: 11:44
Tag: 21. Februar 2007

Wie schwer es für den Arzt in ihm war, nicht sofort aufzuspringen und irgendwie zu Jaden zu gelangen, nur um diese blöden Splitter aus seinem Arm zu ziehen; mit viel Zeit und Geduld. Letzteres hatte er zu Genüge, doch ersteres war im Moment leider mehr als nur knapp. Zudem war er gerade Analyst, kein Arzt, sodass er lieber schwieg, denn ansonsten hätte er dem Arzt in ihm nachgegeben. Lieber konzentrierte er sich auf die nächsten Worte seines jetzigen Partners, die folgten, nachdem Jaden ihm versichert hatte genau da zu bleiben, wo er denn gerade war: im Schutz der kleinen Baumgruppe. Es war wie Balsam für Jesses Seele, als Agent Yuki ihm erklärte und bestätigte, dass er ihm vertrauen würde. Und auch, dass die anderen Analysten wohl schon nach zwei Monaten ein gutes Vertrauen in ihn hatten. Solche Worte taten gut, auch wenn Jesse nicht ganz wusste, was er davon jetzt halten sollte. Nicht in etwa, weil er behaupten wollte, der Agent am anderen Ende der Leitung würde lügen, sondern weil es einfach seltsam war, dass seine Kollegen ihm nach diesen kurzen Zeitraum so sehr vertrauten. Allen voran Jaden, mit dem er ja erst seit ein paar Minuten zusammen arbeitete. Dennoch tat er alles, was Jesse ihm bisher gesagt hatte ohne es auch nur im Ansatz zu hinterfragen. Und auch jetzt schien er keinesfalls an dem Analysten zu zweifeln, obwohl er ihn in das Feuergefecht geführt hatte, wobei Jaden genau das nicht hatte haben wollen. „Danke.“, brachte er nur leicht hervor. Ihm war anzuhören, wie gut ihm die Worte des Agenten getan hatten. Dieses 'Danke' klang so, wie das 'Bitte' nicht hatte klingen sollen: kindlich. Wie ein Kind, dessen Eltern ihm gesagt, wie stolz sie auf es seien und wie sehr sie es doch lieben würden. Bestätigt wurde dieses Gefühl, als er wieder 'schöne Stimme' genannt wurde und ihm doch bitte seine Wunderlösung zeigen solle. Wie in der Schule, wenn man brav seine Hausaufgaben gemacht hatte und den Eltern den sehr guten Vermerk darunter zeigen wollte, damit sie mehr als nur stolz auf einen sind. Innerlich hoffte Jesse, dass man es nicht zu sehr bemerken würde, denn er wollte nicht das Kind in der Gruppe sein – Spitzname 'Welpe' hin oder her.
Doch genauso wie ein verängstigter Welpe – seinen Spitznamen machte er echt alle Ehre – gab er einen erschrockenen Laut von sich, als der Schuss ertönte, den Jaden wohl – mehr blind als wirklich visierend – von sich gegeben hatte. Sofort erklang die angenehme Stimme des Agenten, der sich zuerst nach seinem Wohlbefinden erkundigte, doch schon im fast selben Augenblick weiter sprach; so als hätte er bemerkt, was seinen Analysten so verschreckt hatte. Jesses Herz raste und er nickte langsam, obwohl er wusste, dass Jaden es nicht sehen konnte. Gleichzeitig fügte er aber eine verbale Antwort hinzu. „Es geht schon, verzeihen Sie bitte meinen Schrei, wird nicht wieder vorkommen. Nach der Mission werde ich Atticus die Worte weiter geben, aber nun holen wir Sie erst einmal da raus...“ Damit erklärte er Jaden seinen Plan, während er sich in die hausinterne Alarmanlage einhackte. Jedoch änderte sich sein Plan ein wenig, als nicht nur der angekündigte hohe Piepton ertönte, sondern auch etwas in den höheren Etagen explodierte. An der Kamera konnte Jesse sehen, wie Jaden etwas ins Taumeln geriet, seinen schnellen Lauf – den er davor schon aufgenommen hatte – weiter fortsetze. Dieses Mal würde er es schaffen, da war Jesse sich sicher. „Nun, Agent Yuki, ich hatte eigentlich nicht vor etwas explodieren zu lassen, doch scheine ich damit Ihnen doch nur einen weiteren Bonus geschenkt zu haben, oder nicht?“ Erst nach seinen Worten bemerkte Jesse, dass er vielleicht ein wenig zu scherzhaft mit dem Agenten umgegangen war und trotz der höflichen Form eine intimere Bindung aufgebaut hatte. Seine Stimme – hatte sie eben sogar nach einem leicht verlegen Lachen geklungen, welches ihm sogar zaghaft über die Lippen gekommen war – klang sie nun wieder ernst; wenn auch nicht minder sanft.
Jesse konnte den anderen Mann sehen, der auf Jaden schoss. Sein eigener Partner bewegte sich im Zickzack auf die große Wache aus puren Muskeln zu. Als Jaden sich abrollen musste, zuckte der Arzt in ihm wieder und dieses Mal ließ Jesse ihn frei. Seine Stimme klang ruhig und entspannt. „Sir, der Mann könnte Sie zwei Meter überragen und Sie können ihn dennoch ausschalten. Laufen Sie bitte weiter so im Zickzack, fast haben Sie es geschafft. Ihre Wunden werden sofort versorgt, ich entschuldige mich für jede einzelne, vor allem seid ich übernommen habe. Doch jetzt bitte ich Sie ein letztes Mal die Zähne zusammen zu beißen, Agent Yuki und genau, ich meine ganz genau, das zu tun, was ich sage.“ Kurz holte Jesse tief Luft, ehe er fortfuhr. „Sie müssen so an ihm vorbei kommen, dass Sie entweder mit ihrer Hand einen gezielten Schlag mit der Seite seinen Nacken treffe, oder auch die Pulsschlagader an seinem Hals. Sollte es zu schwer sein, versuchen Sie, während sie neben ihm vorbei hechten, den Daumen auf seinen Kehlkopf zu drücken. Eine weitere Möglichkeit wäre noch die Schläfe, doch klappt das eher selten. Vertrauen Sie mir, der Typ wird schlafen wie ein Baby.“ Und in der Zeit hole ich Sie daraus... Ohne Jaden aus den Augen zu lassen – falls noch weitere Anweisungen nötig waren – rief er das Betreibernetztwerk des Tores auf und legte die Verriegelung lahm. „Agent Yuki, wenn Sie den Kerl erledigt haben, steht Ihnen im Grunde nichts mehr im Weg. Die Pforte ist nicht mehr verschlossen, Sie können einfach hindurch spazieren. Ihr Fahrer wartet vor dem rechten Nachbargrundstück.“
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Jaden Yuki

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BeitragThema: Re: Fall #1    Fall #1                                  Icon_minitimeMi Okt 12, 2016 7:28 pm

Ort: Memphis|USA
Zeit: 10:49
Tag: 21. Februar 2007

Das leise „Danke“, das aus der Leitung zu ihm hindurch drang, brach ihm beinahe das Herz. Es klang so… überrascht, so unendlich dankbar, als habe er dem Anderen mit seiner aus tiefstem Herzen gemeinte Vertrauensbekundung ein unbezahlbares Geschenk gemacht. Es klang nach einer Person, die in ihrem Leben nicht genug Bestätigung und offenes Vertrauen erfahren hatte und löste in Jaden das dringende Bedürfnis aus, den anderen fest in den Arm zu schließen und ihn mit Lob und Zuneigung zu überschütten. Zudem erschuf der scheue, aber auch beinahe ehrfurchtsvolle Ton in der Stimme des Analysten vor seinem inneren Auge das Bild eines jungen Hundes, der nach einem Lob zögerlich, aber durchaus enthusiastisch mit der Route wedelte – es wunderte ihn nun absolut nicht mehr, wie die anderen zu dem Spitzname ‚Welpe‘ gekommen waren.
„Nichts zu danken, schöne Stimme, ich sage es nur so, wie es ist!“, verkündete er fröhlich aber in einer Stimmlage, die keinerlei Zweifel daran ließ, wie ernst es ihm war. Ein solch knochentiefes Vertrauen schien neu für den Anderen zu sein, für Jaden war es jedoch (auch wenn man es bei seinem Job vielleicht anders vermuten würde) eine alltägliche Tatsache. Ein intimer Teil seines eigenen Charakters. Jaden ging grundsätzlich erst einmal davon aus, dass die Menschen um ihn herum gut waren und ihm nichts Böses wollten, was ihn oftmals ein wenig naiv erscheinen ließ. Was vielen jedoch nicht klar war, war die Tatsache, dass Jaden diese Grundeinstellung oftmals nach nur wenigen Sekunden oder Worten in der Anwesenheit eines anderen revidierte (gute Menschenkenntnisse waren nämlich wiederum durchaus typisch für seinen Job) und sein Gegenüber einfach nicht über diese Änderung informierte, egal ob er sich nun darin bestätigt sah oder den Anderen als Feind einstufte. Jaden war zwar ein offener Mensch, aber er hatte nie gesagt, dass er es nicht wie die besten Politiker verstand, die Leute um sich herum zu manipulieren. Es gab immerhin durchaus Gründe dafür, warum er Agent und Spion für eine international agierende Geheimorganisation geworden war.
Jaden winkte die Entschuldigung des Welpen wegen seines Aufschreis ab, auch wenn dieser die Bewegung natürlich nicht sehen konnte. Er spürte, wie sich auch sein eigener Puls wieder beruhigte als er die Bestätigung erhielt, dass dem Anderen im Stützpunkt nichts passiert war und er mit seinem unbedacht abgegebenen Schuss nicht von vornherein seinen Rapport mit dem Neuen zerstört hatte. Gleichzeitig bedeutete die Tatsache, dass der Analyst sich schnell wieder gefangen hatte, dass er in Zukunft nicht ganz so vorsichtig sein musste, ein Luxus, den er und andere Agenten sich oftmals nicht erlauben konnten. Nach einer Mission mit Gecko war das mehr, als viele andere von sich behaupten konnten, er würde das später in seinem Bericht positiv erwähnen müssen.
„Das wäre sehr willkommen, langsam wird es hier selbst für mich ein bisschen zu heiß.“
Ein amüsiertes Lachen entwich ihm, als der Andere ihm diese leicht neckende Antwort gab. Es freute ihn mehr als vermutlich angebracht war, dass der Analyst ihm gegenüber locker genug war, sich auch solche frotzelnden Phrasen zu erlauben, auch wenn er noch immer auf diese beinahe schmerzhafte Förmlichkeit ihm gegenüber bestand.
„Ein Bonus ist natürlich immer gut, aber pass auf, es gibt auch so etwas wie zu viel des Guten, vor allem wenn man den Bonus gar nicht bewusst verschenkt. Vor allem, weil wir Agenten die unangenehme Angewohnheit haben, den Arm zu nehmen, wenn man uns die Hand reicht. Ich könnte anfangen, immer eine Explosion zu erwarten, wenn du mir einen hohen Piepton versprichst, und wo kämen wir denn dann hin? Ich werde doch so ungerne enttäuscht“, neckte er zurück, wurde jedoch ebenfalls schnell wieder ernst, als er den Stimmungsumschwung seines Partners bemerkte. Keinen Moment zu früh, um sich gedanklich auf einen vermutlich ziemlich ungleichen Kampf gegen das letzte zu überwindende Hindernis zwischen sich selbst und seinem Fluchtweg vorzubereiten. Aufmerksam lauschte er den Anweisungen des Analysten, während er wieder auf die Beine kam und sich im Hakenlauf langsam auf seinen Gegner zu zuarbeiten. Der Muskelprotz schien diese Wendung ein wenig zu amüsieren, denn mit einem bellenden Lachen warf er das Maschinengewehr achtlos zur Seite und griff mit fleischigen Händen nach Jaden. Der Agent hatte nicht damit gerechnet, dass der Andere so schnell von Fern- auf Nahkampf wechseln würde, aber vermutlich war es abzusehen gewesen – kräftemäßig war Jaden ihm schließlich auch im Faustkampf noch weit unterlegen. Stören tat es ihn nicht wirklich, der Andere mochte sich für seine Größe mit einer ungeahnten Geschwindigkeit bewegen, er war immer noch um einiges zu langsam, um mit Jaden mithalten zu können.
Im letzten Moment bevor die ausgestreckte Pranke ihn an der Schläfe erwischen konnte, duckte er sich darunter weg und vollführte eine Drehung, um mit dem Bein das Knie seines Gegenübers treffen zu können und ihn ins Straucheln zu bringen. Es mochte nicht genug sein, um ihn zu Boden zu befördern, aber es verschaffte ihm genug Zeit, um direkt vor dem Größeren ähnlich einem Springboxteufel wieder aus der Hocke aufzuspringen und ihm den Lauf seiner Waffe gegen den Nacken zu schlagen. Der Riese sackte mit einem grunzähnlichen Laut in sich zusammen und war spätestens dann ohnmächtig, als Jaden sein rechtes Knie in die Höhe rammte und beide Ellbogen nach unten schießen ließ. Er mochte zwar kein Fan unnötiger Gewalt sein, aber sicher war sicher und er wusste nicht, ob er für eine weitere Verfolgungsjagd zu Fuß noch die Puste hatte, sollte der Kerl doch früher wieder aufstehen als sein Partner vermutete.
Mit einem leisen Schnaufen ließ er sein Gegenüber anschließend zu Boden sinken und begann, sich leicht humpelnd auf den Weg durch das wie versprochen offenstehende Tor zum Nachbargrundstück zu machen.
„Das wäre geschafft. Vielen Dank, worked like a charm. Und wirklich, du musst dich nicht vor die paar Wunden entschuldigen, die gehören zum Berufsrisiko und dank dir bin ich mit weit weniger Verletzungen hier raus, als wenn ich mir alleine einen Weg hätte suchen müssen.“ In einer fließenden Bewegung streckte er die Arme über den Kopf, um seine leicht angespannten Glieder etwas zu lockern und eine grobe Bestandsaufnahme seines Körpers zu machen. Bis auf den Streifschuss am Bein und die Splitter in seinem Arm schien er unverletzt und auch wenn diese Wunden schmerzten und im Fall der Splitter unter seiner Haut brannten wie verrückt, so waren sie doch nicht mehr als ein wenig lästig. Mit dieser Selbstdiagnose beschleunigte er erneut seine Schritte, immerhin war die Möglichkeit, dass einer der anderen Sicherheitsmänner doch noch die Verfolgung aufnahm nicht besonders abwegig und wenn er ehrlich war, wollte er einfach nur noch nach Hause. Da wartete schließlich ein warmes Getränk mit seinem Namen auf ihn (und Papierkram. So viel Papierkram, aber daran wollte er nun wirklich nicht denken, sonst kam er doch noch in die Versuchung, das Berichtschreiben weiter aufschieben zu wollen und sich auf eine weitere Verfolgungsjagd über das Gelände einzulassen).
In einem unauffälligen schwarzen Van mit getönten Scheiben, der durchaus zum Besitzer des Nachbaranwesens hätte gehören können, wartete bereits sein Abholer auf ihn. Der Agent hinter dem Steuer hatte das Fenster auf der Fahrerseite heruntergelassen und nickte ihm mit ausdrucksloser Miene zu, als Jaden die hintere Wagentür öffnete und sich vermutlich ziemlich ungelenk auf die Rückbank fallen ließ, dabei tunlichst darauf bedacht, das Polster nicht mit Blut zu beflecken. Schließlich erinnerte er sich noch zu gut an seine eigenen Anfänge in der Organisation – gerade für die als ungefährlicheren eingestuften Missionen wurden gerne unerfahrene, junge Agenten als Fluchtfahrer eingesetzt. Das manchmal stundenlange Warten war sicher nicht der glamouröseste Part des Jobs (aber eine sehr gute Vorbereitung auf spätere eigenständige Missionen, die oftmals zu mehr als 80 Prozent aus Warten oder unspektakulärer Informationsbeschaffung bestand, außer natürlich man hieß Jaden Yuki und selbst diese Art von Missionen gingen nach den ersten fünf Minuten spektakulär den Bach runter gingen), aber viel schlimmer war es, dass man hinterher für die Wiederinstandsetzung des Wagens verantwortlich war. Manchmal ließ es sich nicht verhindern, dass man als Agent auf der Rückbank des Fluchtfahrzeugs ausblutete, aber wenn es sich vermeiden ließ, machte er den Neulingen gerne so wenig zusätzliche Arbeit wie nötig.
Kaum war die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen, ließ der andere Agent die Reifen aufquietschen, als er dem Motor die metaphorischen Sporen gab und durchstartete. Jaden, der gerade dabei gewesen war, sich wieder in eine halbwegs senkrechte Position zu bringen, verlor für einen kurzen Moment das Gleichgewicht und fluchte leise, richtete sich dann aber mithilfe der Lehne des Fahrersitzes erfolgreich auf. Es war eher Zufall – oder vielleicht auch jahrelange Erfahrung mit seinem Glück, wer konnte das schon sagen – dass er einen Blick über seine Schulter durch das Heckfenster warf.
„Bitte was?“ Ungläubig über das, was er da vor sich hatte, riss er die Augen auf. Das Bild änderte sich jedoch auch nach mehrmaligem Blinzeln nicht. „Verdammter Mist, drücken Sie aufs Gas, da nimmt jemand die Verfolgung auf!“, rief er zum Fahrer nach vorne, der einen Blick in den Rückspiegel warf und ebenfalls zu fluchen begann, aber sofort reagierte und das Gaspedal zum Anschlag durchtrat, eine Hand fest um den Schaltknüppel geschlossen, während die andere sich um das Lenkrad krampfte. Jaden selbst ließ sich wieder zur Seite kippen und fischte mit dem linken Arm, der weniger Splitter aufzuweisen hatte, unter dem Beifahrersitz nach einer der Sniper-Waffen, die dort in jedem Fahrzeug der KCA4 verborgen waren. Als er sich erneut aufrichtete und den Schalter betätigte, um sein Fenster herunterzulassen, um sich aus dem Auto lehnen zu können, wich ihm jegliche Farbe aus dem Gesicht. „Wen habe ich in meinem letzten Leben denn bitte so dermaßen übers Ohr gehauen, dass ich so viel mieses Karma angesammelt habe?! Langsam ist das echt nicht mehr witzig! Wer bitte fährt raketenbetriebene Motorräder mit anmontierten Raketenwerfern?! Verdammte Raketenwerfer!“ Mit seiner linken Hand tastete er nach seinem Handy, dass sich in seiner hinteren Hosentasche befand, und öffnete ohne hinzusehen eine neue SMS an Atticus, während er mit rechts das Zielfernrohr der Waffe aus dem Fenster manövrierte.

>>An: Sugar daddy
WTF? Raketenbetriebene Motorräder mit Raketenwerfer? Wer KOMMT auf solche Ideen?

Kaum gesendet, ließ er das Mobiltelefon achtlos neben sich auf den Sitz fallen und wendete seine gesamte Aufmerksamkeit dem Mann auf dem Motorrad zu, der bereits gefährlich nahe gekommen war.
„Schöne Stimme, bist du noch da? Wir brauchen den kürzesten Weg zum Flughafen, am besten mit ganz vielen engen Wendungen, die ein Motorrad nicht schafft!“ Jaden biss sich auf die Unterlippe, während er konzentriert durch das Zielfernrohr sah und den Asphalt vor dem Vorderrad ihres Verfolgers anvisierte. Es wäre nicht ungewöhnlich, sollte der Welpe sin Headset bereits abgelegt haben – die „Aufsichtspflicht“ eines Analysten endete in dem Moment, indem der Agent in seinem Fluchtfahrzeug saß, denn ab dann war der Agent das Problem des Fahrers (oder des Piloten, wenn die Extraktion mittels Hubschraubers erfolgte). Gerade Neulinge warteten oftmals nicht, bis der Agent das offizielle Okay gegeben hatte und der Fahrer die Übernahme in der Schaltstelle bestätigt hatte, und man konnte es ihnen nicht übel nehmen – Jaden hoffte in diesem Moment nur stark, dass der Welpe tatsächlich so gründlich war, wie Alexis ihm erzählt hatte, denn ein wenig Hilfe wäre in dieser Situation durchaus sinnvoll.
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Jesse Anderson

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Fall #1                                  Empty
BeitragThema: Re: Fall #1    Fall #1                                  Icon_minitimeMi Okt 12, 2016 7:29 pm

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Tag: 21. Februar 2007

„Nichts zu danken, Sir.“, gab Jesse als Antwort von sich, als Agent Yuki sich bedankte und meinte, dass er sich nicht für die 'kleinen' Verletzungen entschuldigen brauchte, die der Agent dank ihm davon getragen hatte. Im Grunde stimmte das auch, Jaden war nicht lebensgefährlich verletzt worden und zumindest der Analyst in ihm war relativ zufrieden mit der Aussage, die er da eben bekommen hatte. Nur der Arzt in sich, der immer noch auf freiem Fuß lief, spürte so ein Zucken in den Fingern, wollte er doch die Splitter aus dem Arm des Anderen entfernen. Es musste doch verdammt unangenehm sein. Und dann war da noch die kleine Schusswunde, die auch behandelt werden musste. Jesse jedoch riss sich zusammen und schüttelte innerlich über sich selber den Kopf. Im Moment war er ein einfacher Analyst, kein Arzt. Er musste lernen die beiden Dinge zu trennen so gut es eben möglich war. Gut, eben hatte sein Wissen über den menschlichen Körper geholfen, den großen Muskelprotz als Gegner auszuschalten. Aber im Grunde war es nicht sein Job, so eine Art Wissen auf diesem Feld zu besitzen. Seine Aufgabe war hier nur, den Agenten sicher raus zu bringen und dabei sich darauf zu beschränken, die Alarmanlage zu knacken oder die Pforte zu öffnen, ohne einen weiteren Alarm oder sonst etwas auszulösen, geschweige denn, seinen Partner in eine gefährlichere Situation zu bringen.
Auch, wenn es nicht mehr sein Job war und er im Grunde das Headset ablegen konnte, behielt Jesse es auf, während er Jaden beobachtete – oder eher das, was der Agent sah -, während dieser sich etwas streckte und dann beeilte, zum Fluchtwagen zu kommen. Nur mit Mühe konnte er verhindern dem Fahrer zuzunicken, als dieser eben jene Geste vollführte. Die Dinge so aus Jadens Sicht zu sehen, hatten ihm für einen Moment das Gefühl gegeben, der Fahrer hätte ihm zugenickt. Vollkommener Blödsinn, schon klar, aber gegen diese kurze emotionale Anwandlung hatte er einfach nichts, rein gar nichts, tun können. Mit einem sanften Lächeln nahm er wahr, wie Jaden sich ins Auto setze – mehr ungelenkig als wirklich geschickt -, als der Fahrer auch schon Gas gab. Dieses Gefühl, kurz durch die Gegend geschleudert zu werden, teilte Jesse nur gering mit seinem Partner. Zwar nahm er das wahr, doch kam es ihm nicht ganz so persönlich vor, wie die Handlung des dritten Gefährten auf dieser Mission.
Dafür entwich ihm alle Farbe, als auch er entdeckte, dass sie Jemand verfolgte. Verdammt, was war das denn bitte? War es gefährlich, oder konnte er soweit Entwarnung geben? Ihm war klar, dass dieser Kerl da hinter ihnen auf den Fersen war, doch konnte er nicht erkennen, womit genau, oder eher, was das alles zu bedeuten hatte. Während er den Bildschirm heran zoomte, wo die Karte der Stadt abgebildet war – oder im Falle von jetzt das Viertel in dem das große Gebäude, eine Villa wie Jesse jetzt dann später erkannt hatte, stand. Während er er damit beschäftigt war, nahm er Jadens Tätigkeit nach der Waffe zu greifen und seinen Ausruf nur am Rande war. Dafür aber umso mehr, wie Atticus sich ihm näherte und sein Handy hin hielt. „Das solltest du dir ansehen, Jesse...“ Und Atticus hatte Recht, diese Information war mehr als nur wichtig. Kurz nickte er dem älteren Anaylsten zu, dankbar für diese Information, ehe er sich wieder dem Bildschirm zuwandte. Raketenbetriebene Motorräder mit Raketenwerfern? Das war weitaus schlechter, als er sich das hätte ausmalen können. Seine Finger huschten nur so über die Tastatur um den Weg des Wagens mit dem Stadtplan abzugleichen, als auch schon Jadens Stimme wieder erklang. Dieser ging also davon aus – oder hoffte eher, wenn man seinen Worten glauben schenken konnte -, dass der junge Analyst noch da war. Wieder passte Jesses Spitzname wie die Faust aufs Auge, oder der Deckel auf den Topf, denn wie ein junger Welpe war er treu an Jadens Seite geblieben – auch, wenn dieser es wohl nicht ganz so bemerkt hatte.
„Keine Sorge, Agent Yuki, ich bin schon dabei die Karte zu durchforsten...“ Während er sprach huschten seine Finger weiterhin nur über die Tastatur. Er konnte die besorgten Blicke der anderen Analysten im Rücken spüren, allen voran von Atticus, der ihm ja die SMS gezeigt hatte. Jedoch hielten sie sich alle zuück einzugreifen und im Moment war dem jungen Schweden auch nicht danach um Hilfe zu fragen, denn er würde das Ganze hier auch schon alleine hinbekommen. In diesem Fall war er für Jaden zuständig und würde sich ganz gewiss nicht ohne Grund verdrängen lassen. 'Wenn ich mich recht entsinne, dann muss der Flughafen in die Richtung liegen...', kam es ihm in den Kopf, während er endlich eine Route gefunden hatte, die kurz genug war und auch genug Abbiegungen besaß, um das Motorrad zum großen Teil abzuhängen – hoffte er zumindest. „An der nächsten Kreuzung biegen sie links ab und dann wieder links, ganz schwarf links! Es ist zwar eine entgegengesetzte Einbahnstraße und uns bleibt nur zu hoffen, dass uns dann gerade kein Auto entgegen kommt...aber wir müssen es eingehen!“ 'Um Sie da sicher heraus zu holen...' Seine Augen huschten über die Bildschirme, während seine Finger immer wieder irgendwelche Kombinationen eingaben, mit denen er die Kameras immer wieder aufs Neue drehte um die Situation gut im Auge behalten zu können. „Wenn sie die Einbahnstraße passiert haben, biegen sie wieder scharf links ab, nur um durch eine Fußgängerzone, die keine paar Meter rechts auftaucht zu fahren...“ Ihm war bewusst, dass auch da Verkehrsregeln gebrochen werden würden und immer noch konnte er nur hoffen und beten, dass nichts passieren würde, aber wann gab es in dem Job hier schon einmal kein Risiko? Der Arzt in ihm schlug schon die Hände über den Kopf zusammen. Wenn dies seine zweite Persönlichkeit wäre, dann würde er such jetzt schon eine Tarade darüber anhören müssen, wie rücksichtslos er denn bitte nur sein kann und so oft schon eine Situation herauf beschwor, die einen Unfall zur Folge haben könnte. Jedoch siegte der Analyst in ihm, der Teil, der gerade auch gebraucht wurde, sodass er es irgendwie schaffte Jaden klare Anweisungen zu geben, auch wenn in seiner Stimme leichte Angst und Panik mitschwang – er war halt immer noch der Welpe.
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